Soziale Kompentenz als Balance zwischen Eigen- und Fremdinteresse
Soziale Kompetenzen sind Fähigkeiten, die für das soziale Miteinander und Füreinander wichtig und förderlich sind. Eine Fähigkeit ist förderlich, wenn sie hilft, sowohl die eigenen als auch die Gefühle, Interessen und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und im alltäglichen Handeln zu berücksichtigen. Sozial kompetentes Handeln bedeutet auch eine Balance zwischen Eigen- und Fremdinteressen zu finden.
Soziale Situationen sind für Kinder und Jugendliche mit Asperger-Syndrom oder High-Functioning-Autismus oft unübersichtlich, soziale Regeln und soziale Signale sind für sie unklar und komplex. Das Verhalten anderer ist für sie nicht nachvollziehbar, ebenso wenig die Wirkung des eigenen Verhaltens. Sie brauchen Unterstützung, um das Verhalten ihrer Mitmenschen zu verstehen, damit sie angemessen darauf reagieren können.
Jugendliche mit Asperger-Syndrom oder High-Functioning-Autismus profitieren daher von klar strukturierten Situationen, können in der Gruppe soziale Erfahrungen machen und Fertigkeiten üben.
Im geschützten Rahmen erhalten sie die Möglichkeit, mithilfe unterschiedlichster spezifischer Materialien, ihre sozialen Fähigkeiten zu üben und auf Realsituationen zu übertragen.
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Förderziele
Eines der wichtigsten Ziele besteht darin, jungen Menschen Freude am sozialen Kontakt zu vermitteln. Auf dieser Grundlage werden gezielt bestimmte Aspekte des sozialen Verhaltens gefördert. Die zu fördernden Aspekte werden individuell festgelegt.
Mögliche Förderziele:
- Aufbau angemessener Verhaltensweisen, Abbau von unangemessenem Verhalten
- Entwicklung, Förderung und Steigerung der Kommunikationsfähigkeit
- Verbesserung des Sprachverständnisses und des Spracherwerbs
- Erweiterung der Handlungskompetenzen
- Freude am sozialem Kontakt
- Fähigkeit, die soziale Initiative zu ergreifen
- Stärkung des Selbstvertrauens, Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls
- Förderung eines positiven Körperbewusstseins
- Förderung der Wahrnehmung und Formulierung eigener Bedürfnisse und Interessen
- gewaltfreie Konfliktlösung und Selbstregulation bei Anspannung
- Kontakte angemessen gestalten
- soziale Situationen und Regeln verstehen, akzeptieren und einhalten
- warten können; sich für etwas entscheiden können
- teilen können; verlieren können; anderen zuhören können
- eigene Wünsche und Bedürfnisse mitteilen
- mit Kritik und Frustration "umgehen" lernen
- eigene Gefühle und die der anderen erkennen und ausdrücken können
- Förderung von Lernmotivation
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Methoden
In der Arbeit begegnen wir den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe, arbeiten wertschätzend, ressourcen- und lösungsorientiert sowie sozialraumorientiert, um sie wirkungsvoll, nachhaltig und ganzheitlich zu fördern. Dabei setzt die autismusspezifische Gruppenleitung folgende Methoden und Elementen ein:
- Anleitung zum TEACCH-Programm (anerkanntes Konzept zur Visualisierung und Strukturierung des Lernens)
- Sensorische Integrationstherapie zur Reduzierung der Reizüberflutung, Förderung der Wahrnehmung (mit z. B. Therapielichtern, Kissen)
- Social Stories (soziale Foto-Geschichten/Geschichten zur Bewältigung von Alltagssituationen)
- Skalenbarometer, Ampelsystem
- Theory of Mind-Training (lösungsorientiertes Gruppentraining für Kinder und Jugendliche)
- Video-Modeling (angemessene Verhaltensweisen mit Videos visualisieren, um das Verhaltensrepertoire der Kinder zu erweitern)
- ABA-Elemente (autismusspezifische Verhaltenstherapie)
- soziale Anleitung: Comic Strip Conversations (Gespräche mit Hilfe von Comic-Zeichnungen führen und soziale Kontexte verstehbar machen)
- Übungen zur Auge-Hand-Koordination (z. B. Basteln mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen, Malen; mit Bauklötzen spielen; Musikinstrumente ausprobieren)
- Individuelle PVU-Methode für den Abbau von unangemessenem Verhalten (positive Verhaltensunterstützung)
- Beziehungsarbeit (Pairing, Verstärkersystem anwenden)
- Beratung von Sorgeberechtigten, Lehrkräften, Interessierten aus dem Umfeld
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Gesetzliche Grundlage
Die Sozialkompetenz-Trainingsgruppe kann als Maßnahme der Eingliederungshilfe gemäß § 35a SGB VIII gewährt werden.
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Zielgruppe
Unser gruppenpädagogisches Angebot richtet sich an junge Menschen im Alter von 8 bis 11 Jahren und von 12 bis 16 Jahren. Die Teilnahme an der Gruppe setzt eine Diagnose oder Verdachtsdiagnose im Bereich der Autismus-Spektrum-Störung mit Asperger-Syndrom oder High-Functioning-Autismus sowie eine Zuordnung nach § 35a SGB VIII voraus.